Die Ausbildung ist häufig der erste Kontakt mit der Arbeitswelt. Da weiß man oft noch nicht so genau, was auf einen zukommt und welche Rolle Auszubildende im Betrieb eigentlich einnehmen. Mit der Berufsschultour bringen wir etwas Licht ins Dunkel. Warum arbeiten wir eigentlich oft acht Stunden am Tag? Was ist ein Tarifvertrag und wie bekommt man den? Wie kann ich dafür sorgen, dass meine Stimme im Betrieb auch zählt? Wo wende ich mich hin, wenn ich Probleme im Betrieb habe und welche Rechte habe ich? Das und viel mehr vermitteln wir in unserem Projekttag Demokratie und Mitbestimmung.
Die Berufsschultour der DGB-Jugend ist bundesweit unterwegs. Die DGB-Jugend Nord organisiert die Tour zweimal im Jahr und besucht Schulen in Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. Jedes Jahr machen tausende Schüler*innen beim Projekttag Demokratie und Mitbestimmung mit. Als Organisation junger Arbeitnehmer*innen nimmt die DGB-Jugend ihren Bildungs- und Orientierungsauftrag ernst und sucht auf den Schulhöfen und in den Klassenzimmern das Gespräch mit den Auszubildenden, um sie in ihrer neuen Rolle als Arbeitnehmende zu stärken. Dazu werden sie zum einen über ihre Rechte und die Funktionen und Vorteile von Tarifverträgen aufgeklärt. Zum anderen auch darüber, wie Wirtschaft und Gesellschaft funktionieren und, dass es sich lohnt, Mut und Motivation aufzubringen, um die eigene Position in Arbeit und Gesellschaft kollektiv zu schützen und zu verbessern.
DGB Jugend Nord
DGB Jugend Nord
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In den Klassen nehmen wir uns sechs Stunden Zeit, um mit euch ins Gespräch zu kommen. Uns ist besonders wichtig, zu wissen, was ihr eigentlich denkt. Gefällt euch eure Ausbildung? Kennt ihr eure Rechte als Azubis? Wie geht ihr mit Konflikten im Betrieb um? Gemeinsam erarbeiten wir uns ein Verständnis davon, wo wir gesellschaftlich stehen und was es für Möglichkeiten gibt, die eigenen Arbeitsbedingungen zu verbessern. Und wenn wir leider nicht in deine Klasse kommen können, sind wir trotzdem auf dem Schulhof für dich erreichbar. Unseren knallroten Tourbus wirst du nicht übersehen. Dort gibt es Kaffee und Infos zu deiner Ausbildung. Wir freuen uns auf euch.
Uns ist wichtig, dass wir bei unseren Projekttagen eine vertrauensvolle Atmosphäre schaffen. Wir duzen uns am liebsten und nehmen die Probleme von Auszubildenden sehr ernst. Teamende der Berufsschultour sind in der Regel auch junge Menschen, die sich häufig in einer vergleichbaren Lebensphase befinden. So versuchen wir Bildung auf Augenhöhe zu betreiben. Außerdem versuchen wir, so viel es geht, beteiligungsorientiert zu arbeiten und die Bedürfnisse von Auszubildenden miteinzubeziehen.
Unser Tag beginnt deshalb auch damit, dass wir uns gegenseitig kennenlernen und etwas übereinander erfahren. Nachdem wir einen Eindruck von der Klasse bekommen haben, sprechen wir gemeinsam über unsere Position als Arbeitnehmer*innen in der Gesellschaft. Dazu diskutieren wir über die Verteilung von Reichtum in Deutschland, welche Rolle Arbeit in unserem Leben einnimmt und was eigentlich unsere Interessen als Auszubildende und Beschäftigte sind. Ein zentraler Teil unseres Projekttages ist der Tarifvertrag. Als Mittel der kollektiven Interessenaushandlung ist er das Herzstück gewerkschaftlicher Arbeit und nimmt auch in den Klassen einen großen Stellenwert ein. Uns ist besonders wichtig aufzuzeigen, wie man sich an Verbesserungen beteiligen kann. Nicht nur in Tarifauseinandersetzungen, sondern auch in den Interessenvertretungen der Betriebe, wie dem Betriebsrat oder der Jugendauszubildendenvertretung (JAV).
Der Projekttag Demokratie und Mitbestimmung (PDM) stellt eine wertvolle Ergänzung zum Lehrplan dar und hat zum vorrangigen Ziel, demokratische Mitbestimmungsmöglichkeiten und Handlungsoptionen aufzuzeigen: In der Gesellschaft, in der Schule und im Betrieb.
Unser Projekttag wird von jungen ehrenamtlichen Teamer*innen entwickelt und durchgeführt. Durch die bundesweiten Teamschulungen und Evaluationen erreichen wir einen hohen Qualitätsstandard. Die DGB-Jugend ist als freier Träger der Jugendarbeit im Rahmen der vereinbarten Zusammenarbeit zwischen Jugendarbeit und Schule anerkannt. Damit haben wir den Auftrag, an und mit den Schulen für diese Projekte in Kooperation zu treten. Die Berufsschultour der DGB-Jugend basiert auf einer großen Schnittmenge von gemeinsamen Interessen, die es zwischen Berufsschulen und Gewerkschaften gibt.
Jetzt mitmachen, Auszubildende stärken und Abwechslung in den Unterricht bringen!
Wie läuft das ab?
Für Fragen zum Projekttag und zur Anmeldung von Schulklassen schreib einfach eine Mail an die zuständige Stelle: deine Ansprechpartner*innen.
Du bist gewerkschaftlich aktiv und findest es wichtig, dich für deine eigenen und die Interessen deiner Kolleg*innen im Betrieb einzusetzen? Du hast ein Interesse daran, gerade junge Arbeitnehmer*innen darin zu bestärken, sich für die Verbesserung ihrer Arbeits- und Lebensbedingungen stark zu machen? Du hast Spaß daran mit anderen auf Augenhöhe zu diskutieren und kannst dir vorstellen, Inhalte an Auszubildende zu vermitteln? Dann bist im Team der Berufsschultour genau richtig. Hier bekommst du Qualifikationen an die Hand, um mit Berufsschüler*innen gemeinsam zu erarbeiten, welche Rolle Gewerkschaften in der Gesellschaft einnehmen, wie man als Arbeitnehmer*innen gemeinsam für seine Interessen eintritt und welche Möglichkeiten der Mitbestimmung es gibt.
DGb Jugend Nord
DGB Jugend Nord
Die Berufsschultour findet im Frühling und im Herbst statt. Da sie in etwa in die Zeit der Semesterferien fällt, bietet es sich erfahrungsgemäß gerade für Studierende an, die Berufsschultour als Teamende zu unterstützen. Je nach Kapazitäten kann mal eine Woche am Stück oder auch nur einzelne Tage geteamt werden. Alle Teamenden durchlaufen eine einwöchige Ausbildung, bei der ihnen neben konzeptionellem Wissen auch Kenntnisse zur Visualisierung, Kommunikation, Moderation von Konflikten etc. vermittelt werden. Deinen ersten Einsatz in der Klasse nach der Ausbildung wirst du gemeinsam mit 2 erfahrenen Teamenden bei einer Hospitation haben. Aber auch danach wird der Projekttag nie allein, sondern immer zu zweit durchgeführt. Nach jedem Projekttag tauschen sich die Teamenden über ihre eigene Arbeit aus, um Schwächen abzubauen und Stärken zu festigen.
Unser Bildungsansatz orientiert sich an der Lebenswelt der Jugendlichen. Das heißt vor allem, an Punkte anzuknüpfen, die sie interessieren und für ihre Lebens- und Ausbildungsrealität relevant sind. Wir arbeiten mit einem bundesweit einheitlichen Konzept, dass von ehrenamtlichen Teamenden stetig weiterentwickelt wird. Das Konzept ist nicht dazu da, dir alles strikt vorzugeben, dient aber einer Orientierung, die besonders bei deinen ersten Einheiten sehr hilfreich ist. Die Inhalte sind Richtlinien, die bei der Vermittlung unterstützen, aber natürlich auch an die Gruppe angepasst werden sollen.
Ein Grundsatz unserer Arbeit lautet: Jugend für Jugend. Das bedeutet auch, dass Teamende sich in ihrer Rolle nicht als Lehrer*innen verstehen. Wir wollen keine Barrieren zwischen Auszubildenden und Teamenden aufbauen, damit wir ohne Hemmungenüber Schwierigkeiten in der Ausbildung sprechen können.
Du hast Lust, bei der nächsten Berufsschultour dabei zu sein oder hast erst noch ein paar Fragen? Schreib einfach eine Mail an deine*n zuständigen Jugendbildungsreferent*in.